Wie machen wir aus jungen Menschen künftige Zeitungsleser und hoffentlich auch Abonnenten der Zukunft? Diese Frage bewegt die Branche nicht erst seit kurzer Zeit, doch haben die Diskussionen dazu in den vergangenen Monaten erheblich an Dynamik gewonnen, nämlich seit der BDZV und TBM JuLe, die Initiative Junge Leser, aus der Taufe gehoben haben.

Das erste JuLe-Treffen von Kollegen aus Redaktionen und Verlagen hat eines deutlich gezeigt: Wir suchen Auswege vornehmlich im Printbereich: mit Jugendredaktionen, ZiSch-Aktionen und vor allem Jugendseiten in den Zeitungen. Offenkundig haben wir nicht nur die falschen Antworten, sondern beschäftigen uns auch mit den falschen Fragen.

Dazu wieder ein paar Thesen als Fortsetzung des ersten JuLe-Textes:

  1. Wenn der Kunde nicht zum Angebot kommt, müssen wir dem (jungen) Kunden unsere Ware direkt bis auf den Computer, das iPhone, das iPad liefern.
  2. Unser Job ist nicht primär das Bedrucken von Papier, sondern das Sammeln, Verfassen, Verarbeiten und Veröffentlichen von Nachrichten.
  3. Wir wollen aus jungen Menschen Abonnenten von morgen machen, statt diese als Partner, User und mögliche Kunden von heute zu betrachten. Warum wollen wir erst mit 30-Jährigen in eine Geschäftsbeziehung treten, nicht aber mit 20-Jährigen?
  4. Anders als noch vor wenigen Jahren gibt es heute mehr Möglichkeiten, junge Menschen direkt zu erreichen. Standen Verlagen und Redaktionen vor wenigen Jahren – von wenigen Ausnahmen abgesehen – nur Printprodukt und eine Internetseite zu Verfügung, gibt es heute zahlreiche weitere Vertriebskanäle in den social media. Von konsequenter Nutzung dieser Möglichkeiten in den Verlagshäusern kann derzeit gar keine Rede sein.
  5. Die Verlängerung gedruckter und auf Internetseiten der Zeitungen veröffentlichter Beiträge über Facebook, Twitter und andere social media ist nur der erste Schritt weiterer Kunden- und Leserwerbung.
  6. Redaktionen und Verlage haben bedeutend mehr Ware vorrätig, als sie tatsächlich anbieten: Terminübersichten, Bildergalerien, maßgeschneiderte digitale Informationspakete statt nur einer Zeitung für alle. Zeitungen mit Ticketshops können von der Veranstaltungsankündigung bis zum e-Ticket alles aus einer Hand liefern.
  7. Wir müssen uns auf immer kürzere Technik-Intervalle einrichten. Vor zwei, drei Jahren waren die VZ-Anwendungen und MySpace das Maß der digitalen Dinge, derzeit ist es Facebook, und niemand kann derzeit sicher vorhersagen, auch welcher Plattform sich (junge) Menschen in zwei Jahren tummeln.
  8. Wenn wir als Tageszeitungsverlage diese Angebote authentisch machen wollen, müssen wir uns von vielen Gewissheiten und Grundlagen unserer täglichen Arbeit verabschieden: vom sechs-Tage-Rhythmus, der gerade das für Lokalzeitungen hochinteressante Wochenende unterbelichtet lässt; vom einmaligen Update unseres Angebotes mit der Drucklegung in der Nacht; vom Schreiben für alleine einen Kanal und nur eine undefinierte Zielgruppe.

Thesen zu Problemen bei und mit Jugendseiten.