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Beim mobile reporting gibt es keine Ausreden mehr. Jedenfalls keine schlüssigen. Wer sich diesen Darstellungswegen und Formaten verschließt, vergrößert die Distanz zwischen Redaktion und (möglichem) Kunden vorsätzlich.

Die Unterschiede zwischen Redaktionen sind schon atemberaubend. Manche veröffentlichen nicht einmal zu Altstadtfesten oder Musikveranstaltungen Bildergalerien, andere wie die Nordwest-Zeitung bereiten ihre Lokalthemen seit einigen Jahren bereits bedeutend vielfältiger auf. Bei den Kollegen aus Oldenburg ist es längst Usus, dass die Reporter von Einsätzen bei Unfällen, Festen und anderen Lokalereignissen nicht nur Text und Bild mitbringen, sondern auch noch kurze Clips filmen.

Dabei geht es grundsätzlich nicht um die Goldene Palme oder einen Auslands-Oscar, es geht um Dokumentation. Klassische Reporterarbeit. Christian Jakubetz beschreibt das sehr prägnant:

Um Technikskeptikern gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Alles, was unter den Begriff „mobile reporting“ fällt, ersetzt nicht bisherige Arbeit und Arbeitstechniken. Vielmehr müssen wir uns, wenn wir nicht als Redaktionen den Anschluss an Kunden und Zeitgeist und Technikentwicklung vollständig verlieren wollen, schleunigst davon verabschieden, dass „80 und ’n Bild“ die einzig mögliche und nötige Darstellungsform sind, vor allem in den Lokalressorts.

Hintergrund ist ein geradezu revolutionärer Umbruch in den vergangenen 20 Jahren. Bis zur allgemeinen Nutzung des Internets und mobiler Endgeräte waren wir, die Zeitungsleute, die Herren über Nachrichten und Technik. Außer uns hatte niemand eine Rotation im Keller und Zugang zu Nachrichtenagenturen. Das sicherte uns täglich einen Zeit- und Kenntnisvorsprung, den wir längst nicht mehr haben. Häufig wissen von aktuellen Entwicklungen und Ereignisse interessierte Laien mindestens ebenso früh wie die tatsächlichen oder vermeintlichen Nachrichtenprofis. Diesen Vorsprung aus alten Analogzeiten werden wir wohl kaum wiederherstellen können. Einen lesenswerten Beitrag zu diesem Bereich hat ebenfalls Christian Jakubetz veröffentlicht: Die Mär von der digitalen Dolchstoßlegende.

Bleibt nur, den Kunden und solchen, die es werden sollen, umfassende Dienstleistungen anzubieten, die diese selbst trotz mobiler Endgeräte und eines 24/7-Nachrichtenflusses für jeden Interessierten nicht organisieren können. Das erfordert eine regelrechte Choreographie in den Arbeitsabläufen und in den Veröffentlichungen zu einzelnen Ereignissen. Vom ersten Bild auf Instagram, dem ersten Sechs-Sekunden-Vine-Video über den Anreisser auf Facebook mit Link aufs erste Video von einer Veranstaltung. In dieser grob skizzierten Reihung ist die Printveröffentlichung der letzte Schritt, der noch weitere Verweise zurück ins Digitale ermöglicht.

Zum Themenkomplex „mobile reporting“ gibt es hier eine YouTube-Playlist, darunter eine Materialsammlung im Storify-Format. Außerdem: „Mobile Reporting Field Guide“ von der Berkeley Graduate School of Journalism

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