Quelle: ZEIT – Fußballclubs brauchen keine Sportjournalisten mehr
Quelle: ZEIT – Fußballclubs brauchen keine Sportjournalisten mehr
Die Abendzeitung (AZ) aus München hat Insolvenz angemeldet. Ohne jede Ironie: Das kann niemandem gefallen, niemandem aus der Medienbranche jedenfalls. Weiterlesen
Zum Wochenende wieder ein paar Lesetipps.
Online ist das Kind von Print und wird eines Tages eigenständig laufen können. Doch noch haben Print-Redaktionen die Pflicht, ihre Online-Ableger zu unterstützen. Aus reinem Eigennutz.
Jetzt wieder ein paar Lesetipps, erneut von zwei meiner Lieblingsseiten im Netz: Journalism.co.uk und Lousypennies.de:
Neben den voll und ganz auf die sozialen Medien ausgerichteten Häppchen-Inhalten und animierten Gifs, entzünden sich die Gemüter vor allem an einer angeblich neuen Art von Werbung, die Print-Journalisten seit Jahren als “Advertorial” bekannt ist: Native Advertising. Also Anzeigen, die auf den ersten Blick wirken wie redaktionelle Inhalte und von unkundigen Leseren sehr leicht verwechselt werden können – und wohl auch sollen. (Karsten Lohmeyer)
Karsten Lohmeyer hatte die Chance, Scott Lamb (Vice President International bei BuzzFeed) zu interviewen, und wer schon länger befürchtet, dass das Abendland untergeht, kann hier nachlesen, was nach Lambs Ansicht Entertainment und Nachrichten miteinander zu tun haben. Hier das Interview in deutscher Sprache, hier die englische Variante. In diesem Zusammenhang ist auch ein Blick auf Martin Weigerts Text „Netznutzer entdecken ihre Liebe zu den guten Nachrichten“ interessant.
Auf Journalism.co.uk finden sich in den „9 ways to hone the perfect headline“ gute und nützliche Hinweise, Beiträge im Netz noch besser zu präsentieren. Darüber hinaus stellen die Kollegen die App StillShot vor (die Übersicht „Digitaltools für Journalisten findet sich hier als Storify, hier als Flipboard-Magazin) und den 17-jährigen Studenten Nicholas Fearn, der mit der der Lokalzeitung „South Wales Evening Post“ den Contest „Battle of the Blogs“ auf den Weg gebracht hat – einen Wettbewerb für Elf- bis 16-jährige Blogger. Hier gibt’s den ganzen Beitrag.
Für freie Journalisten ist die eigene Website aus meiner Sicht Pflicht, denn sie können damit sich und ihr Können unter Beweis stellen. Die Online-Präsenz ist ideal, um auf die eigenen Veröffentlichung in anderen Medien hinzuweisen und um Texte zu publizieren, für die man keinen Abnehmer gefunden hat. Letztere lassen sich auch wunderbar als Gastautorbeiträge auf anderen Seiten veröffentlichen, um dort auf sich aufmerksam zu machen. Der eigene Blog wird so zur permanent abrufbaren Referenz-Mappe. (Sebastian Brinkmann in der „Serie Bloggen“)
Dass Blogs nichts mehr nur für Freaks ist, hat sich herumgesprochen. Bei Journalisten gehören sie fast schon zum guten Ton. Es gibt inzwischen eine unglaublich Bandbreite zwischen kleinen Medienblogs, die bedeutend mehr Aufmerksamkeit des Betreibers vertrügen wie beispielsweise diese Beitragssammlung unter www.oppermann.co, und solchen, die „durch die Decke gehen“ wie Karsten Lohmeyers LousyPennies.de. Dazu hier ein paar Beiträge als Lesetipps für Einsteiger. Nichts, worauf man zur Not nicht auch selbst kommen könnte, aber auf jeden Fall lesens- und bedenkenswert.
Eine gute inhaltliche Grundlage für Einsteiger bietet ein Beitrag auf Women in Journalism mit dem Titel „Top Tips from WIJ’s ,TO BLOG OR NOT TO BLOG‘„. Darin beschrieben gibt es grundsätzliche Anleitungen wie die Fragen nach dem Publikum und der Haltung im Netz. Eine feine Übersicht über wesentliche Fragen der Einrichtung bietet Sebastian Brinkmann in seiner „Serie Bloggen„. Dritter Teil der Leseempfehlungen sind einige Stücke von Karsten Lohmeyer, beispielsweise über das Erlösmodell des Jessica-Weiß-Blogs Journelles. Weitere Texte finden sich unten im Storify.
Hat jemand weitere Empfehlungen, die unbedingt im Storify aufgeführt werden sollen? Einfach per Twitter (@tooppermann) schicken.
Eine interessante und unterhaltsame Debatte hat Karsten Lohmeyer mit zwei Posts wiederbelebt:
Eine andere Legitimation als die Zahl der Menschen, die ihnen folgen, haben Blogger wie @lajessie nicht, schreibt @SZ http://t.co/AfFtlRe4Bo
— Karsten Lohmeyer (@LousyPennies) 18. Januar 2014
… und ich frage mich gerade, welche andere Legitimation als ihre Leser andere Massenmedien eigentlich so haben..,
— Karsten Lohmeyer (@LousyPennies) 18. Januar 2014
Eine andere Legitimation als die Zahl der Menschen, die ihnen folgen, haben Blogger wir Jessica Weiß nicht. Wer viele Klicks bekommt, kann bestehen und bekommt die besten und teuersten Werbeaufträge. Und die anderen eben nicht.
An dieser Aussage kann man sich aber auch wirklich festbeissen. Die Tageszeitung mit der größten Auflage, dem größten Verbreitungsgebiet, der größten Akzeptanz, den geringsten Streuverlusten und, und, und bekommt die lukrativsten 1/1-Werbeseiten oder Beilagen – die anderen eben nicht, oder eben nur in geringerem Maße. Das ist nicht neu, und warum sollte bei Bloggern anrüchig sein, was für Verleger ehrenwertes Geschäftsmodell ist? Ist Publizieren wirklich eine Frage der Legitimation?
Die Diskussion, die Elisabeth Dostert in dem SZ-Beitrag „Ich blogge“ führt, ist eigentlich eine Phantomdebatte. Wer definiert Legitimation? Redakteure bei Tages- oder Wochenzeitungen, in Nachrichtenmagazinen? Das wünschen diese sich vielleicht, wäre aber gespenstisch. Ohne wirtschaftlichen Grundlage und finanziellen Erfolg ist die Frage nach Legitimation eine reine Theorie zu wie auch immer gearteten „höheren Aufträgen“. Wenn es solche gäbe, sollten wir uns dringend mal darüber auseinandersetzen. Ist die Kasse leer, läuft keine Rotation weiter, und wenn kein Werbekunde für einen Modeblog mehr zahlt, gerät die öffentliche Stellungnahme zum Hobby. Auch dagegen wäre nichts zu sagen. Das Netz ist voll von bereichernden Blogs und Posts, die mit Sicherheit niemals auch nur einen Cent in die Kasse spülen und dennoch lesenswert sind.
An Jessica Weiß‘ Blog stört mich lediglich, dass Klicks und Umsatz nicht bei uns auflaufen.
Keine Sorge, kein zusätzlicher Rückblick. Nur ein paar Wünsche an die Kolleginnen und Kollegen in der Medienbranche zu den Debatten im nächsten Jahr.
Mehr Trennschärfe
Die Zukunft der Tageszeitungen ist nicht erst mit der von Cordt Schnibben angeschobenen Debatte Streitthema in der Branche gewesen, aber „tag2020“ hat ein paar Stärken und Schwächen der Diskussion und der gesamte Branche offensichtlich werden lassen – allein dafür muss man dem SPIEGEL-Kollegen schon dankbar sein: Auffällig ist, dass praktisch kein Kostenverantwortlicher – kein Verleger, kein Geschäftsführer – sich aktiv an der branchenöffentlichen Diskussion beteiligt. Das mag eine Ursache dafür sein, dass dabei gelegentlich die Ebenen durcheinander geraten – Erlösmodelle und die Zukunft des Journalismus. Das sauberer zu trennen, könnte uns einen Schritt voranbringen. Aber auch der Umstand, dass sich Journalisten inzwischen Gedanken darüber machen, ob und wie die von ihnen erarbeiteten Inhalte gegen Entgelt an die Kunden gebracht werden können, lässt sich bereits als Erfolg werten.
Mehr Kompetenz
„10 Social Media Marketing Trends in 2014“ ist ein Beitrag im Talkwalker-Blog (Danke für den Link, Lucia Dettmer) überschrieben, dessen Inhalt eigentlich jedem in jeder durchschnittlichen Zeitungsredaktion etwas sagen müsste. Ist aber ganz sicher nicht so, und das ist ein wesentliches Problem unserer Branche und auch in der Debatte um die Zukunft der Tageszeitungen. Dabei geht es hierbei „nur“ im Hintergrundwissen. Auch für den Kunden sichtbares Handwerkszeug ist den meisten noch ziemlich fremd. Zwar haben beispielsweise in diesem Jahr einige – vor allem größere – Redaktionen begonnen, das Tool Storify zu nutzen, tatsächlich ist die Entwicklung aber schon weiter vorangeschritten – der WDR hat dafür mit „Pop auf’m Dorf“ ein schönes Beispiel geliefert. Es geht nicht darum, Äpfel mit Birnen zu vergleichen, sondern darum, was unsere Kunden wie wahrnehmen. Die meisten Redaktionen scheinen den Anschluss wirklich zu verpassen und nicht nur den technischen Abstand aufgegeben zu haben, der sich in analogen Zeiten in unserem Informationsvorsprung von gefühlt einem Tag ausdrückte, sondern auch hinter die technischen Kenntnisse der eigenen Kunden und Nutzer zurückzufallen. Schön schreiben allein wird nicht reichen.
Mehr Mut
Die Branche ist in einer Krise, das Geld kommt nicht aus der Steckdose, Qualitätsjournalismus kostet – wir kennen alle diese langweiligen und langweilenden Phrasen aus allen Lagern unseres Gewerbes. Damit kann man sich auf Wunsch und bei Bedarf jeden noch so hellen Tag verdüstern. Alternative: Die lesenswerte Sammlung guter Ansätze, die Karsten Lohmeyer auf LousyPennies.de veröffentlicht. Mehr von dieser Grundhaltung in unserem Gewerbe wäre nicht schädlich.
Die Nachrichtenbranche ist schon in einer bizarren Situation. Einerseits diskutieren wir unter #tag2020 unter anderen Begriffen die Zukunft der Tageszeitungen, ohne dass wesentliche Standpunkte von Kostenverantwortlichen aus den Verlagen eingeflossen wären, andererseits gibt es inzwischen technische Möglichkeiten, die buchstäblich atemberaubend wirken können.
Und bevor wieder die ersten Gutmenschen aus unserer Branche erneut den Untergang des Abendlandes vorhersagen oder aus ähnlichen Gründen sich dem Thema nur mit spitzen Fingern nähern: Es geht zunächst einmal nur um einen Vertriebsweg. Einen sehr interessanten Vertriebsweg. Im Kern eine sehr gründliche SEO-Optimierung. Es lohnt in jedem Fall, mal in Ruhe das Interview zu lesen, das Karsten Lohmeyer von Lousy Pennies mit Koen Droste (Upcoming) geführt hat. Hier gibt es den vollständigen Text.
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