… Die Klassiker, die Redaktionen im Alltag so oft vergessen: Wir setzen zu viel voraus, wenn wir berichten. Wir verlangen von unseren Lesern, dass sie permanent die Nachrichtenlage im Blick haben und wissen, was in den vergangenen Tagen gelaufen ist. Wir haben gelernt, dass wir wesentlich mehr von der Basis ausgehen müssen, dass wir unbedarfter fragen müssen. Wir dürfen uns nicht hinter den Worthülsen verstecken, die uns die Politik mitteilt. Es geht letztlich um den gesunden Menschenverstand beim Denken, beim Fragen und beim Schreiben. … (Christian Lindner)
Im Interview mit dem Nordbayerischen Kurier erläutert der Chefredakteur der Rhein-Zeitung, Christian Lindner, das RZ-Projekt „Wahlzeit“ und ganz nebenbei Probleme von Redaktionen im Umgang mit ihren Kunden. falsche Perspektiven, irrelevante Fragen und eine Form der Politik- und Politiker-„Fachsprache“, die uns in anderen Lebensbereichen bereits auf den ersten Blick lächerlich erschiene. Nichts, was nicht in allen Redaktionen bekannt wäre, nichts, was nicht auch überall im Alltag immer wieder in Vergessenheit gerät. Ein kurzes, aber wirklich lesenswertes Interview.
Hier gibt’s das Interview online.
Nachrichten für junge Pendler: Studenten der City University London haben jetzt mit dem „Morning Memo“ einen neuen Service gestartet. Journalism.co.uk hat dieses Projekt vorgestellt:
A group of master’s students on City University’s journalism course launched a news curation service today, using email and social media to reach a young mobile UK audience. The Morning Memo, aimed at young commuters, uses Instagram, Twitter,Facebook and email to deliver regular doses of UK, technology, science and business news, with the occasional „and finally…“ piece of light-hearted news. (Der komplette Text von Journalism.co.uk)
Die Initiatoren von Morning Memo beschreiben ihren Service wie folgt:
The Morning Memo is a roundup of news about the UK, technology, science and business, collated by a group of students from City University London. There are three steps to our morning: first we update our Instagram account with the news, then we update our website and finally we send out our morning memo. There are two main elements to the news coverage from us. While we’ll often just share links with a one-line explainer/headline, we might also choose some of our favourite lines from an article.
There’s a long history when it comes to informative – and useful – morning roundups and we’re hoping to build upon some of the best ones out there. From the first newsletters that were essentially worse version of RSS feeds – with updates of one website – to our favourite newsletter from Quartz, there are a lot of lessons to learn. Please do let us know if you have any thoughts, tips or ideas about what we’re doing. (And yes, we know The Morning Memo isn’t a particularly original name but it sums up what we do pretty well.)
Ein einfacher, aber durchdachter Dreiklang: Instagram-Update, Website-Update, Morning Memo. Wie viele Ansätze im Zusammenhang mit der Nachrichtenverbreitung via Social Media nichts Revolutionäres, aber eine blitzsaubere Orientierung an einer Zielgruppe – und deshalb möglicherweise einer der richtigen Weg. Außerdem einer, der die Vermarktungsprofis in den Verlagen interessieren dürfte.
Eine interessante Behauptung, und wenn diese nur pointiert genug formuliert ist, verbreitet sie sich auch rasant im Netz. Eine Princeton-Studie vergleicht Facebook mit einer Epidemie (gegen die Medizin-Analogie spricht aus Laiensicht zunächst nicht viel) und gelangt zu dem Schluss, dass die Entwicklung des Zuckerberg-Netzwerks einen ähnlichen Verlauf nehmen wird wie eine Seuche – nach einem virulenten Höhepunkt ist zügig Feierabend.
Facebook habe seinen Zenit überschritten und stehe vor dem Untergang, mutmaßt die Studie „Ein epidemiologisches Modell von Dynamiken in sozialen Netzwerken“. Klingt verschroben, kommt aber von US-Wissenschaftlern der renommierten Princeton Universität. Die These von John Cannarella und Joshua A. Spechler: In seiner Verbreitung ähnele Facebook einer Seuche – ist der Höhepunkt überschritten, wird sie meist schnell ausgerottet. Facebook konterte mit einem Abgesang auf die US-Eliteuni. … (Meedia.de)
… Begonnen hatte der Analyse-Nahkampf mit einer Meldung der Princeton-Forscher, die einen baldigen Verfall von Facebook ausgemacht haben wollen: Angeblich, so berechneten John Cannarella und Joshua Spechler, werde Facebook in den Jahren 2015 und 2017 rapide an Bedeutung verlieren und etwa 80 Prozent seiner Nutzer einbüßen. … (Welt.de)
Lesenswert, aber in der als Link angehängten Form doch erschöpfend beschrieben. Wirklich lesenswert dagegen ist der Jakubetz-Text auf Cicero.de. Nicht wegen der dort genannten Fakten (Rückgang der Zahl jüngerer Nutzer, App-Spitzenposition an WhatsApp verloren …), die, wenn man sich nur ein klein wenig dafür interessiert, einem in den vergangenen Monaten immer wieder untergekommen sind. Interessant ist vielmehr Jakubetz‘ Erklärung für dieses Phänomen:
Raus aus Facebook, rein in kleinere Netzwerke oder in Messenger-Dienste: Was Statistiker gerade beobachten, ist nicht einfach eine Abkehr von einem digitalen Riesen. Dahinter steckt ein simpler Wunsch nach dem digitalen Vergessen. … Der Weg führt zurück. Aus der totalen Öffentlichkeit, in der jeder noch so belanglose Pups für jedermann nachvollziehbar wurde. Weg von der öffentlichen Mitteilung hin zu einer Form der Kommunikation, die zwar schnell und unmittelbar ist, dennoch aber innerhalb eines überschaubaren Kreises bleibt. … Mit ein paar Leuten nackt in der Sauna zu sitzen ist nichts gegen das Eingesperrtsein mit vielen angezogenen Menschen in einem sozialen Netzwerk. In der Sauna halten die Leute wenigstens meistens die Klappe. (Christian Jakubetz auf Cicero.de)
Vielleicht erleben wir gerade tatsächlich den nächsten Umbruch im Digitalen und müssen uns von der Vorstellung verabschieden, die Arbeit unserer Redaktionen außer über bedrucktes Papier über ein einzelnes Netzwerk zu verteilen. Bislang war es zumindest für Lokalzeitungen relativ komfortabel, Facebook zur Verbreitung von Inhalten und – im günstigsten Fall – auch als Zugangskanal zur Redaktion nutzen zu können. Fächert sich das nun auf, bedeutet das zwar ein zusätzliches Maß an Arbeit, gleichzeitig aber auch die Chance, die Leser/Kunden/User sehr viel präziser als bislang zu erreichen – die entsprechenden Inhalte vorausgesetzt.
Weitere Links zum Thema und zur Princeton-Studie: The Guardian, Süddeutsche, Manager-Magazin, Wirtschaftsblatt, Horizont, Irish Times,
„News für Frauen mit Tattoos“ überschreibt die NZZ ihren Beitrag über das neue Portal Watson.ch, das seit Mittwochabend (22.1.) online ist. Eine wenig schmeichelhafte Einschätzung, was aber nicht wirklich wundert, und auch die Äußerungen anderer Schweizer Medien sind erwartungsgemäß zurückhaltend, und zwar mit Blick auf Inhalte und Erlösabsichten. In vier Jahren soll Watson.ch in der Gewinnzone sein, als Anschubfinanzierung stehen 20 Millionen Franken zur Verfügung, heißt es in allen Beiträgen.
Noch einmal die NZZ: „… Und so sieht der ideale Watson-Kunde aus: weiblich, 25-jährig, mobil, Migrationshintergrund, Maturaabschluss, mit Tattoos geschmückt. Zur Zielgruppe gehören also Personen, die Medien – so befürchtet Voigt – verloren gehen, weil sie sich vor allem in sozialen Netzwerken aufhalten.“
Vielleicht funktioniert’s.
Lässt sich die Media Analyse zur Ermittlung der Leserzahlen von Zeitschriften noch ernst nehmen? Auch die neueste Ausgabe der ma wird wieder für heftige Diskussionen sorgen. So haben sich die Leserzahlen der meisten Magazine – trotz bekannter rückläufiger Auflagen – mal wieder erhöht. Einige Beispiele zeigen, wie offensichtlich antiquiert das ma-Modell mit Umfragen inzwischen ist. MEEDIA nennt Beispiele und zeigt die Rankings der neuesten ma Pressemedien 2014 I.
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