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Storytelling ist eine unglaublich große Chance. An dem Begriff kommt ohnehin niemand in der Medienbranche vorbei, schon gar nicht in Zeitungsredaktionen. Aktuelles Beispiel: der schriftliche Nachlass Heinrich Himmler, dessen Aufbereitung in der WELT sogar Marcus Schwarze begeistert hat.

Eine andere, sehens- und lesenswerte Geschichte hat Ulrike Langer bei BuzzFeed gesehen:

Eine der besten Reportagen, die Buzzfeed jemals veröffentlicht hat, ist die fantastische Geschichte von Drew Philp, der für 500 Dollar eine Bruchbude in Detroit kaufte, renovierte und nun darin wohnt. Der 6000 Worte lange Essay (ja, so etwas gibt es bei Buzzfeed!) wurde innerhalb von zwei Wochen rund eine Million mal aufgerufen. (Ulrike Langer, medial digital. Der ganze Beitrag)

Chancen bietet der Begriff Storytelling sogar in mehrerlei Hinsicht. Die jetzt schon sehenswerten Ergebnisse dieser Referenzprojekte können technikskeptische Redaktionen und Kollegen ganz sicher leichter begeistern als die Präsentation der eigenen Arbeit auf unübersichtlichen Nachrichtenportale, auf denen gute und weniger gute Geschichten gleichermaßen versenkt werden. Nach Einführung der Storehouse-App ist es auch ganz sicher nur noch eine Frage der Zeit, bis günstige oder sogar kostenlose Tools zur Verfügung stehen, deren Ergebnisse auf den jeweiligen Homepages eingebettet werden können – und die von jedem iPad aus zu bedienen sind.

Wichtiger aber noch ist, dass all diese technischen Möglichkeiten uns die letzten Ausreden rauben. Es gibt für Langeweile praktisch keine Entschuldigung mehr. Christian Jakubetz hat zwei Beispiele angeführt, an denen die unterschiedlichen  technischen Möglichkeiten sichtbar werden. Das zeigt vor allem: Möglichkeiten gibt es genug, wir müssen uns in den Redaktionen nur dazu entscheiden, eine Geschichte ordentlich darstellen zu wollen – und wir müssen die richtigen Geschichten anbieten wollen. 80 Zeilen plus Bild waren schon in der analogen Zeit langweilige (und zumeist falsche) Standardantwort, angesichts aller technischen Möglichkeiten, die inzwischen buchstäblich jeder nutzen kann, ist diese Haltung überhaupt nicht mehr hinnehmbar. Das bedeutet aber auch: Wir müssen uns entscheiden. Eine ordentliche Geschichte, die ordentlich aufbereitet ist, kostet eben mehr Arbeit und Zeit als drei 60-Zeiler, die auf Presseinfos fußen.

Seit Informationen auch im Lokalen nicht mehr nur über den Umweg der Rotation an die Leser gebracht werden können, sondern sich jeder Sportresultate und Versammlungsergebnisse online zusammensuchen kann, haben wir vor unseren Kunden keinen technischen Vorsprung mehr. Häufig auch nicht mehr mit Blick auf Aktualität. Die technischen und inhaltlichen Möglichkeiten, die sich unter dem Begriff „Storytelling“ zusammenfassen lassen, bieten uns die Chance, zumindest ein wenig Boden zurückzugewinnen.