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Christoph Oppermann / Medienblog

Autor: Christoph Oppermann (Seite 15 von 16)

Branchendienste: Medienmagazin bei Flipboard

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Für Medienmenschen gibt es jetzt ein weiteres Magazin auf Flipboard. Gratis wie die App selbst. In dem Medienmagazin sind Beiträge der wichtigsten Branchendienste versammelt, ohne jedoch auch nur annähernd Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu können.

Zu abonnieren ist das Magazin unter diesem Link, und wer Flipboard auf iPad oder iPhone noch nicht installiert hat, kann die App aus dem iTunes-Store herunterladen.

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Die CDU schont sich nicht. Was dazu später mal die Kinderinnen und Kinder sagen werden?

„Kiss me, I’m Irish“

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Ein bisschen Spaß muss sein: Am nächsten Sonnabend erwartet Dublin wieder mehr als eine Million Zuschauer zur St.-Patrick’s-Day-Parade.
Foto: Oppermann

Von Christoph Oppermann

„Are you brilliant?“ Der Kollege aus Los Angeles hatte als Erster seine beobachtende Zurückhaltung aufgegeben. „ARE – YOU – BRILLIANT??“ St. Patrick’s Day ist ansteckend. Wer es bis dahin nicht wusste – gleich, ob auf dem Pressebus oder entlang der Strecke, die die Parade nahm –, der wusste es jetzt: Der Mann aus den USA war nur begrenzt originell. Denn erstens sind Dublin und Dubliner selbstverständlich brillant, wenn auch mitunter auf eine sehr spezielle Weise: Wo sonst würde man in Anspielung auf die Untergrundorganisation IRA T-Shirts mit dem lapidaren Hinweis „Dublin – The City That Fought an Empire“ verkaufen? Und zweitens sind die irische Hauptstadt und ihre Bürger sogar so brillant, dass Roddy Doyle, Autor des Kultbuches „The Commitments“, ihnen eine eigene Kurzgeschichte zur St-Patrick’s-Day-Parade geschrieben hat. Titel: „Brilliant“.

„Are you brilliant?“ „We are brilliant!“ Die Menschenmassen können – auch in nur kleineren Gruppen entsprechend befragt – eindrucksvoll Antwort geben. Der Pressebus führt die Parade an, der Blick nach hinten ist atemberaubend: Hunderttausende – Dubliner wie Besucher – säumen die Straßen entlang der Festzugsroute. Die führt vom Norden am General Post Office vorbei, wo einst mit dem Osteraufstand die Grundzüge der heutigen irischen Republik gelegt wurden, über den Liffey-Fluss direkt in den Südteil der Stadt.

Die meisten Schaulustigen stehen da mit grünen Haaren, grünen Hüten und grünem Klee an der Jacke. Denn Grün ist die Nationalfarbe Irlands. Zwischendurch gibt es immer ein paar optische Ausreißer: Zeitgenossen im St.-Patrick’s- Kostüm. Denn der Nationalheilige ist Namensgeber dieses Tages, der so etwas wie der irische Nationalfeiertag ist. Schließlich soll es der heilige Patrick gewesen sein, der die Insel einst von den Schlangen befreit hat.

Alle warten auf die Parade, die aus einer bunten Mischung von Organisationen, Vereinen und Verbänden aus ganz Irland und aller Herren Länder besteht. Von der Brass-Band aus den Vereinigten Staaten bis zur Turnkindergruppe aus einem Vorort der Hauptstadt, von der Dublin Fire Brigade in Kilts bis zur Folkloretanzgruppe. Dazu Musik. Musik von vorn und von hinten, laut, kräftig, fröhlich. Traditionelles aus irischen und schottischen Dudelsäcken konkurriert mit südamerikanischen Rhythmen und ordentlicher Rockmusik.

Prominenteste Gäste entlang der Festzugsroute sind in jedem Jahr der Bürgermeister von Dublin und der Präsident der Republik Irland. Dazu schier unzählige Fernsehteams. Die St.-Patrick’s-Day-Parade ist längst auch ein Medienspektakel geworden, das in zahlreiche Länder übertragen wird. Jahr für Jahr.

Eine eigene Kurzgeschichte vom „Commitments“-Autoren zu bekommen ist eine Sache, daraus gleich einen ganzen Umzug zum Nationalfeiertag zu machen, eine ganz andere. Der St. Patrick’s Day und die Parade durch die irische Hauptstadt sind sogar norddeutschlandkompatibel. Wer nicht versehentlich aus Braunschweig oder ähnlich speziellen Stadt Niedersachsens stammt, hat üblicherweise ein eher kühles Verhältnis zum Fasching. Doch „Paddy’s Day Party“, wie die Feier im Volksmund heißt, funktioniert anders. Keine Clowns, keine Dominos, keine Ringelshirts unterm Frack, auch Cowboy- und Indianerkostüme sind eher befremdlich. Hilfreich dagegen: rote oder grüne Haare, zur Not auch künstlicher Herkunft, grüne Hüte oder sonstige Accessoires – Hauptsache grün. Notfalls tut es auch eine überdimensionierte Krawatte mit dem Aufdruck „Kiss me, I’m Irish.“

Darum allein geht’s: Irland feiert sich und seinen Nationalheiligen. Kein Mummenschanz, keine Geistervertreibung, kein ritualisiertes Auflehnen gegen Obrigkeiten, einfach ein Fest, das eigentlich kein Ire auslässt, egal, wo auf der Welt er lebt. Und Höhepunkt ist der kilometerlange Festumzug durchs Zentrum der irischen Hauptstadt. Dazu Partys in jedem Pub der Stadt, die eine beneidenswerte Dichte an solcher Gastronomie aufweist.

Dublin ist das Epizentrum der Partys. Längst ist aus dem Nationalfeiertag das St. Patrick’s Festival geworden, das in diesem Jahr vom 16. bis 19. März dauert. Hatte 2011 noch Doyle, Urheber der Barrytown-Trilogie, eine literarische Vorlage geliefert, deren sieben Szenen Tausende von Akteuren in sieben Abschnitten des Festumzuges dargestellt haben, ist das 2012er-Motto nur vermeintlich trockener: Wissenschaft. Eine bewegte Multimediashow droht nicht – der diesjährige Festzug ist mit dem Slogan „The Science of Fun“, Wissenschaft des Spaßes, überschrieben.

Die Organisatoren erwarten mehr als eine Million Zuschauer. Die Akteure der Parade, darunter viele Kinder, sollen Antworten auf zahlreiche Fragen geben, für die bei uns die „Sendung mit der Maus“ zuständig wäre: Wie ist ein Regenbogen beschaffen und geformt? Was verändert das Wetter? Was ist und wie entsteht Elektrizität? Wer Iren und deren etwas anarchischen Humor kennt, freut sich schon auf eine abwechslungsreiche, bunte und einmalige Show. Brillant!

 

 

Stichwort: Der Heilige Patrick

Die wohl sichersten Fakten in der St-Patrick-Biografie sind dessen Sterbeort (County Down) und dessen Todestag (17. März). Danach hört es mit den Gewissheiten allerdings auch schon auf – das Todesjahr könnte 461 nach Christi gewesen sein oder auch 493.

Er sei ein in Schottland geborener Sohn eines römischen Offiziers gewesen, der in der nördlichsten Provinz des Reiches, Britannia, stationiert war, behauptet eine Fraktion. Eigentlich sei sein Name Patrick Maewyn gewesen, Geburtsland folglich Wales, behauptet, wenig überraschend, eine walisische Legende.

Sicher ist nicht einmal, aus wie vielen tatsächlichen Biografien sich der Lebensweg des heiligen Patrick zusammensetzt. Egal ob aus Schottland oder Wales stammend, soll er als junger Mann nach Irland verschleppt worden sein und hat angeblich nach Flucht und theologischer Ausbildung Außerordentliches geleistet: Irland so gründlich durchmissioniert, dass es vielen heute noch als das katholischste Land der Welt gilt, und mit seinem Bischofsstab so tüchtig, auf den Boden gestoßen haben, dass alle Schlangen das Weite gesucht haben und Irland seither frei von solcherlei Getier ist.

Auch die Angelegenheit mit der Dreifaltigkeit – Stunde der Wahrheit in jeder Religionsprüfung – soll er den bis dahin heidnischen Iren einfach und einleuchtend erklärt haben: anhand des dreiblättrigen Klees, der heute die Nationalpflanze Irlands ist. / to

 

 

Apps: Digitale Erlösquellen?

„Tag für Tag schwindet die Verleger-Hoffnung ein Stück, das Apple-iPad könnte als digitale Erlös-Quelle den Karren aus dem Dreck ziehen.“ So stellt kress.de eine OC&C-Studie über digitale Vertrieb vor. Dieser Einleitungssatz ist mutmaßlich mehr dem Wunsch geschuldet, einen lesenswerten Einstieg zu schaffen, als er Ergebnis seriöser Beobachtung darstellt. Oder nimmt auch nur ein Tageszeitungsverlag an, dass die Antwort auf sinkende Auflagenzahlen im Print tatsächlich in einer einzigen Applikation liegen?

Das wäre dramatisch. Auflagenverluste im Print durch App-Umsatz kompensieren zu wollen, wäre gleichbedeutend damit, die eigenen „analogen“ Fehleinschätzungen nun auch noch zu digitalisieren und das Pferd wieder von hinten aufzuzäumen. Statt technischen Entwicklungen hinterherzulaufen, müssten wir uns als Tageszeitungen endlich auf unsere Stärken besinnen. Vor allem auf unsere Stärken als lokale Zeitungen. Die Schwierigkeiten dabei manifestieren sich bereits im Sprachgebrauch, ist doch das Synonym für Zeitungen die „Presse“. Damit werden Nachrichtenverarbeitung und Vertriebsweg bereits zusammengefasst, und genau das gilt es zu trennen. Schleunigst.

Den einen, fast ultimativen Vertriebsweg über die Zustellung einer Abo-Zeitung, wie er uns seit bedeutend mehr als 100 Jahr lieb und teuer ist, wird es so auf Dauer nicht mehr geben. Ebenso wenig wird es einen einzigen Ersatz geben, mit dem wir Verluste im Print über einen einzigen Digitalkanal kompensieren können. Tatsächlich werden wir sehr viel kleinteiliger denken und arbeiten müssen, nicht nur grob definierte Zielgruppen im Auge haben müssen, sondern auch einzelne Leser bedienen müssen. Dabei müssen die Ergebnisse übrigens nicht zwingend ausschließlich digitaler Art sein. Vielmehr geht es darum, den eigenen Vorrat an Wissen und Informationen sorgfältiger zu strukturieren und breiter aufgefächert anzubieten.

Ein Beispiel dafür haben die Schaumburger Nachrichten mit der Marke „Leben31“ geliefert. Die „31“ steht für das Postleitzahlgebiet, und die Idee dahinter ist simpel und bestechend. Wenn es eine Chance gibt, ein möglichst großes Maß an Veranstaltungsterminen gesammelt zu finden, sind dies in der Regel Tageszeitungen, und ebenso fast gesetzmäßig haben die Tageszeitungsredaktionen bislang mit diesem enormen Vorrat nichts anderes gemacht, als eine geringe Auswahl an Terminvorschlägen im Tagesprodukt anzubieten. Die Kriterien, nach denen Termine in die Tageszeitungen geraten, und die Präsentationsformen sind ein Thema, dessen Behandlung diesen Blog-Eintrag spielend sprengen würde. Die Schaumburger Nachrichten haben mit „Leben31“ ein Veranstaltungsportal geschaffen, auf dessen Grundlage monatlich zwei Magazine erscheinen. Ein Leben31-Magazin mit einer Veranstaltungsübersicht für Schaumburg und angrenzende Bereiche als Beilage für Abonnenten, und ein Magazin mit dem Titel „Leben 31 Szene“, das sich an jüngere Menschen wendet, die üblicherweise noch keine Abos halten. Zu finden ist das Szene-Magazin dort, wo andere Veranstaltungsmagazine dieser Art ebenfalls zu finden sind: In Veranstaltungsspiel- und Gaststätten, darüber hinaus auch digital. Grundidee dahinter ist die Überlegung von Verlag und Redaktion, vorhandene Informationen zielgruppengenauer und umfassender zu präsentieren, als dieses über Veröffentlichungen in der eigentlichen Tageszeitung überhaupt möglich ist.

„Leben31“ gibt es erst seit einem Vierteljahr, steckt also noch in den Kinderschuhen, und es kann niemals vollständiger Ersatz für die Tageszeitung sein, weder in Erlös- noch Informationsfragen. Vielmehr muss dieses Vorhaben als das gesehen, was es tatsächlich ist:

  1. Der gelungene Versuch, vorhandene Ware, in diesem Fall Veranstaltungsinformationen aller Art, auch tatsächlich anzubieten und nicht in der Datenbank schlummern zu lassen.
  2. Einer von vielen Wegen, veränderten Ansprüchen der Leser, die nicht mehr nur Leser sind, gerecht zu werden.
  3. Ein interessanter Weg, Inhalte gedruckter und digitaler Art miteinander zu verknüpfen.

Gesetzmäßigkeiten 2.0

Aus dem Fall Guttenberg sollten alle Politiker lernen. Dringend. Und schnell. Und noch dringender und noch schneller müssen wir in der Journalistenzunft aus diesen Vorgängen Schlüsse und Lehren ziehen: Es gibt Politik- und Mediengesetzmäßigkeiten 2.0.

Was bislang als Theorie oder technische Spielerei gegolten hat –Redaktionsarbeit mit social media – ist in der Realität vollends angekommen, und das wuchtig. „Das Netz gibt keine Ruhe“, hat die taz getitelt. Stimmt. Die Netzgemeinde hat den Rhythmus vorgegeben, und Minister wie Medien hatten erhebliche Last, dem Tempo zu folgen. Die Lehren, die Politiker daraus ziehen, sind vorerst deren Angelegenheit. Spannender ist ein sehr kurzer Blick auf unsere Rolle als Journalisten in diesem Drama.

Nicht wenige in unserem Metier suggerieren sich, „Volkes Stimme“ zu kanalisieren, nicht nur die Freunde von den vier Versalien. Wer auch immer den Unfug noch geglaubt haben mag, wir seien imstande, eine Art volonte generale zu formulieren, musste sich nun eines Besseren belehren lassen. Es gibt sehr wohl einen – im Fall Guttenberg sogar bemerkenswerten – Unterschied zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung. Erstgenannte hat inzwischen eigene Kanäle gefunden, und wird damit zu einer weiteren, für uns ungewohnten Form veröffentlichter Meinung. Selten dürften Journalisten in der Bundesrepublik so viel Kritik gehört haben in diesem Fall, der juristisch vergleichsweise klar ist und dessen politische Dimension so eindeutig schienen. Unabhängig davon, wie oft und intensiv Umfragen geschönt waren, wie wenig repräsentativ Online-Umfragen insgesamt sind, bleibt eine verblüffend große Zahl von Bürgern, die in diesem besonderen Fall sich nicht über das Fehlverhalten sondern die Berichterstattung darüber geärgert haben. Das soziologische Phänomen für eine derartige Massenbetroffenheit, die uns bereits beim Tod Robert Enkes überrascht haben dürfte, sollen Soziologen untersuchen. Journalisten müssen nur rasch neue Seismographen entwickeln. Nicht, um Stimmungen hinterherzuschreiben, sondern um sich vor Überraschungen zu schützen.

Ehrliche Empörung statt sicheren Wissens?

Lesen, Schreiben, Rechnen – die drei elementaren Kulturtechniken, und das galt über viele Jahrhunderte. Dass der Umgang mit Digitalem, wofür das geeignete Zeitwort noch zu fehlen scheint, diese Begriffe zum Quartett ergänzt, ist im Fall Guttenberg offenkundig geworden.

Keine Sorge. Hier geht es nicht um die Grenze zwischen Zitat und Plagiat, nicht um den Grad an Professionalität im Umgang mit Medien – was eigene Betrachtungen wert wäre – und auch nicht um moralische Bewertungen. Interessant ist in diesem Fall die Rolle der Öffentlichkeit im Zusammenspiel mit Medien, die Wechselwirkung zwischen Surfern und Schreibern.

Ob alles im Zusammenhang mit der Guttenberg-Affaire vor 25 Jahren öffentlich geworden wäre, ist fraglich. In jedem Fall hätten die Kollegen in den Redaktionen bedeutend mehr und länger selbst recherchieren und entdecken müssen, als das durch das Zutun der Netzgemeinde in diesem Fall tatsächlich nötig war. Gegen eine solche Form der Demokratisierung kann niemand etwas haben. Nachrichten und deren Recherche werden öffentlicher, als das zu analogen Zeiten der Fall war. Aber auch das hat eine dunklere Seite. Nicht jede Textdoppelung in einer akademischen Arbeit ist zwangsläufig ein Plagiat, und nicht jede scheinbare Verbindung ist ein Kausalzusammenhang. Wer eine wissenschaftliche Arbeit, vor allem über Themen, die nur wenig exklusiv sind, wird zur Problematisierung andere Textquellen heranziehen müssen. Das ist per se kein Plagiat, und welche Stellen in der Guttenberg-Diss abgekupfert sind, welche der Problematisierung dienen, ist ein Bereich, um den sich Wissenschaftler kümmern müssen, vor allem Juristen aus Bayreuth. Aber nicht jede Textstelle, die in mehreren Publikationen auffindbar ist, muss unbedingt Diebstahl geistigen Eigentums sein. Ebenso scheint der Zusammenhang zwischen der Positionierung der BILD-Redaktion und einem Anzeigenauftrag an dieses Springer-Blatt nach derzeitigem Stand fraglich. Geschmäckle – ja. Mehr ist nach heutigem Stand nicht herstellbar.

Das bedeutend größere Mal an Öffentlichkeit in solchen Vorgängen, fußend auf dem Zugang zu Internetveröffentlichungen, macht die drängende Notwendigkeit nach Veränderungen in Ausbildung und Arbeitsweisen offenkundig. Dingend nötig ist ein Schulfach Medienkunde, nötiger als noch vor einem Vierteljahrhundert, um wenigstens eine kleine Chance erkennbar werden zu lassen, dass nicht auf allen Internetplattformen gesichertes Wissen durch ehrliche Empörung, wahlweise blinde Hetze ersetzt wird. Darüber hinaus müssen gerade Printprodukte sehr schnell ihren Rhythmus ändern. Den Takt geben nicht mehr die Rotationen vor, sondern die Veröffentlichungen von Amateuren im Internet. Diesen müssen wir im Fall Guttenberg für unbeschreiblich viele Detailhinweise dankbar sein. Deren Beobachtungen können aber nicht unsere professionelle Recherche ersetzen, die immer schneller veröffentlicht werden müssen.

 

Digitale Karawane

Nach …VZ, Stayfriend und MySpace – hat jemand eine ungefähre Vorstellung davon, wo wir uns in zwei Jahren digital treffen, wenn Facebook ebenso aus der Mode gekommen ist?

„Lokale News + Blogs + Communities“

Drehscheibe: „Wie kann man spannenden Lokaljournalismus für junge Leute im Internet machen? Seit fünf Jahren suchen die Macher der Online-Plattform fudder.de täglich eine Antwort auf diese Frage und sind dabei schon weit gekommen, wie der Grimme Online Award beweist, den sie 2007 erhalten haben. Markus Hofmann leitet das Projekt der Badischen Zeitung von Beginn an. Den fünften Geburtstag, den Fudder im Januar 2011 feierte, hat die Drehscheibe zum Anlass genommen, den Fudder-Chef Bilanz ziehen zu lassen.“

Die Erfahrungen Hofmanns und seiner Kollegen weisen einen Weg, mit dem wir uns schleunigst vertraut machen sollten – den der Diversifikation. Und zwar in mehrerlei Hinsicht.

Seit vielen Jahrzehnten waren wir verwöhnt mit einem, mit dem Königsweg im Vertrieb. Einmal täglich die Zeitung drucken, bis zum festgesetzten Zeitpunkt ausliefern, und die Kunden haben bislang sogar noch so viel Vertrauen zu uns, dass wir die Kosten dafür direkt vom Konto abbuchen dürfen. Davon träumt jeder Einzelhändler. Fortan werden wir sicher auch mit der Notwendigkeit konfrontiert sein, unsere Nachrichten als Ware nicht nur en gros, sondern auch en detail an den Kunden bringen zu müssen.

Flexibler müssen wir aber nicht nur in Fragen der Vertriebskanäle werden, auch mit Blick auf die Zielgruppen. Solange die Zahl der Alternativen übersichtlich war – drei TV-Programme, vier für die Mutigen, die auch die „aktuelle kamera“ nicht gescheut haben, Tageszeitung, Anzeigenblatt, das war‘s mit Informationsflut – konnte das letzte Argument gegen ein Abonnement noch mit einer intelligenten Buchstruktur entkräftet werden. Das galt für fast alle Altersgruppen. Letztlich war es eine Frage der Zeit, wann ein halbwegs durchschnittlicher Haushalt sich ein Tageszeitungs-Abo zulegte. Oder es überhaupt nicht konnte. Selbst diese Unterschiede verschwinden immer mehr.

Statt nur ein Produkt täglich auf den Markt zu bringen, werden wir die Inhalte auf bedeutend mehr Kanäle verteilen müssen.

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