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Christoph Oppermann / Medienblog

Monat: Januar 2014 (Seite 2 von 3)

Hass auf Lanz? Ach was! Shit happens. Shitstorm auch.

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Was ist nun so schlimm daran, dass ein TV-Mensch im Gespräch nachhakt, versucht eine Politikerin auf klare Aussagen festzunageln und auch eine eigene Meinung – manche nennen Haltung – vertritt? Wäre ein ähnlicher Proteststurm losgegangen, hätte beispielsweise Marietta Slomka ein ähnliches Gespräch mit Sahra Wagenknecht geführt? Dass dieser Lanz doof, peinlich und “unwürdig” (ja, der Begriff fällt in der Petition tatsächlich) ist – da sind sich nun sehr viele sehr schnell einig. Da schreiten Medienblogger und die Bild-Zeitung in seltener Allianz Seit’ an Seit’. Lanz einfach nur noch peinlich zu finden, ist Meinungs-Mainstream – zumindest im Web.

Hass auf Markus Lanz? Eine Nummer kleiner haben wir’s leider gerade nicht. die Fragen, die Stefan Winterbauer im Meedia.de-Text stellt, sind eigentlich leicht beantwortet:

    • Nachhaken ist eine Sache, aber wenn man eine klare Aussage von einem Interviewpartner haben möchte, sollte man diesen zumindest einen Satz mal vollenden lassen können. Höflichkeit und hartes Nachfassen müssen einander nicht ausschließen. Werner Sonne beispielsweise ist das zumeist gelungen, und die wenigsten Bundespolitiker haben nach dessen Fragen Vergnügungssteuer bezahlt.
    • Vielleicht hilft ein bestimmtes Image – im Zusammenhang mit Markus Lanz gelegentlich auch „Schwiegermuttercharme“ (was ist das eigentlich?) genannt – nicht weiter, wenn eigentlich journalistische Kompetenz gefragt ist. Das eine soll das andere nicht ausschließen, aber smartes Auftreten kann Wissen nicht ersetzen. Die Frage „Euro – ja oder nein“, gerichtet an einen Fraktionsvize der Linken im Bundestag, hat auf die Lebenswirklichkeit der Bundesbundesbürger ähnlich viel Einfluss wie ein Statement einzufordern, ob man im Januar für oder gegen den Winter sei. Es spielt einfach keine Rolle.
    • Dass Herr Lanz die Nachfolge von Thomas Gottschalk angetreten hat, ist eben für den in die Kritik geratenen Lanz verhängnisvoll. Gleich, wie man zu Gottschalk steht, wird man allerdings kaum einen Entertainer im deutschsprachigen Raum finden, der in diese Fußstapfen hätte treten können, ohne fast zwangsläufig scheitern zu müssen. Ehrlicherweise hätte das ZDF die Show einstellen müssen. Eiswürfel im Schritt, Katzenmützen – das muss man nicht lustig finden. Das ist nicht einmal Bandbreite, das ist daneben. Und noch mehr, wenn’s nicht Trash-TV ist, sondern gebührenfinanziert.
    • Warum Lanz auf einmal so viele (digitale) Gegner hat? Vielleicht hat er einfach Pech, seine Vorgängergenerationen in den öffentlich-rechtlichen Anstalten einfach Glück. Falsche Zeit, falscher Ort, falscher Sender, falsche Sendungen, falsche Generation. Gegen Lou van Burg, Hans-Joachim Kuhlenkampff und ähnliche Figuren hätte man nur Postkarten an den jeweiligen Sender schreiben können – digital ist der Protest leichter zu verfassen und zu verbreiten. Unmut bricht sich im Netz leichter Bahn. Früher war alles besser. Zumindest für TV-Leute im Öffentlich-Rechtlichen. Weniger Alternativen für die Zuschauer, und Meckereien sind nur via Snailmail aka Deutsche Bundespost eingetroffen. Shit happens. Shitstorm auch.

Links: Meedia, Openpetition.de, Meedia, Stefan Niggemeier

„Die tote Kuh kommt morgen rein“: Ralf Heimanns lesenswerte Beschreibung des Redaktionsalltags

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… Mit Journalismus im eigentlichen Sinn hat das wenig zu tun. Und ohne die Moralkeule zu schwingen, thematisiert Heimann das grundlegende Problem deutscher Lokalzeitungen: Sie tun brav, was Interessensgruppen wie Schützen oder Karnevalisten von ihnen verlangen. Das erfreut zwar diese, doch gilt das auch für die Masse der Leser? … Die Geschichte um den “Borkendorfer Boten” endet mit einer Art Cliffhanger. Das macht Hoffnung auf einen Nachfolger. Noch viel schöner aber wäre es, regelmäßig Geschichten aus dem nördlichen Münsterland zu lesen, und das Format der kleinen Geschichten böte dies ja an. Und deshalb rufe ich aus: “Ralf Heimann! Ich will ein Blog von Dir!”

(Thomas Knüwer, Indiskretionehrensache)

Danke, Thomas Knüwer, für die appetitanregende Empfehlung, Dank vor allem an Ralf Heimann  für dieses Buch. Jeder, der auch nur ein Zwei-Wochen-Schulpraktikum in einer Lokalredaktion hinter sich gebracht hat, wird seinen Spaß an der Lektüre haben. Nichts übertrieben, nichts zu sehr zugespitzt oder verdichtet – so geht’s eben zu in deutschen Lokalredaktionen.

Weil Thomas Knüwer das Buch bereits so treffend und verlockend beschrieben hat, gibt’s hier auch nur noch sehr kurze und wenige Anmerkungen:

  1. Nach mehr als 20 Jahren gibt es jetzt endlich das Journalisten-Gegenstück zu Niebuhr und Marks – zwei Kommunalpolitiker in der niedersächsischen Provinz. Leider scheint dieses Buch nur noch gebraucht erhältlich zu sein. Lesenswert ist es aber allemal und immer noch. Und ähnlich unterhaltend wie das Heimann-Buch.
  2. Wer den Inhalt des Buches „Die tote Kuh kommt morgen rein“ für Redaktionsfolklore hält, irrt. Es geht weniger um die technische Ausstattung als vielmehr um die Art und Weise, Themen zu finden und mit offenkundigen Problemen umzugehen. Das findet sich als Verhaltensmuster nicht nur in kleinen Lokalredaktionen und nicht nur in der Provinz. Das gibt es es auch in größeren Redaktionen.
  3. Wer sich aus Lesersicht darüber lustig macht, kann ja gelegentlich mal überlegen, was er „seiner“ Lokalredaktion aufdrängt.
  4. Noch ein guter Grund für Kauf und Lektüre: Alles ist auf den Punkt geschrieben, manches urkomisch, vieles zum Niederknien skizziert.

Mehr über Ralf Heimann und sein Buch „Die tote Kuh kommt morgen rein“ gibt’s hier:
Spiegel, Münstersche Zeitung, Wikipedia, Fischer-Verlage, WDR

Auflagen im freien Fall? Das Quartal 4/2013

MedienMagazin: Kanäle im Überblick

Die Legitimation von Blogs und anderen Massenmedien

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Eine interessante und unterhaltsame Debatte hat Karsten Lohmeyer mit zwei Posts wiederbelebt:

Eine andere Legitimation als die Zahl der Menschen, die ihnen folgen, haben Blogger wir Jessica Weiß nicht. Wer viele Klicks bekommt, kann bestehen und bekommt die besten und teuersten Werbeaufträge. Und die anderen eben nicht.

An dieser Aussage kann man sich aber auch wirklich festbeissen. Die Tageszeitung mit der größten Auflage, dem größten Verbreitungsgebiet, der größten Akzeptanz, den geringsten Streuverlusten und, und, und bekommt die lukrativsten 1/1-Werbeseiten oder Beilagen – die anderen eben nicht, oder eben nur in geringerem Maße. Das ist nicht neu, und warum sollte bei Bloggern anrüchig sein, was für Verleger ehrenwertes Geschäftsmodell ist? Ist Publizieren wirklich eine Frage der Legitimation?

Die Diskussion, die Elisabeth Dostert in dem SZ-Beitrag „Ich blogge“ führt, ist eigentlich eine Phantomdebatte. Wer definiert Legitimation? Redakteure bei Tages- oder Wochenzeitungen, in Nachrichtenmagazinen? Das wünschen diese sich vielleicht, wäre aber gespenstisch. Ohne wirtschaftlichen Grundlage und finanziellen Erfolg ist die Frage nach Legitimation eine reine Theorie zu wie auch immer gearteten „höheren Aufträgen“. Wenn es solche gäbe, sollten wir uns dringend mal darüber auseinandersetzen. Ist die Kasse leer, läuft keine Rotation weiter, und wenn kein Werbekunde für einen Modeblog mehr zahlt, gerät die öffentliche Stellungnahme zum Hobby. Auch dagegen wäre nichts zu sagen. Das Netz ist voll von bereichernden Blogs und Posts, die mit Sicherheit niemals auch nur einen Cent in die Kasse spülen und dennoch lesenswert sind.

An Jessica Weiß‘ Blog stört mich lediglich, dass Klicks und Umsatz nicht bei uns auflaufen.

 

Landesausstellung 2014: 300 Jahre Personalunion. Als die Royals aus Hannover kamen.

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Scotland: Road to independence referendum

Scotland2

„On 18 September 2014 you will be asked to vote in a referendum on the question: ‘Should Scotland be an independent country?’ The Scottish Government believes you should vote Yes.“ (www.scotreferendum.com)

 

MedienMagazin auf Rebelmouse

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Die Feeds und Tweets aus dem Flipboard-MedienMagazin gibt es zusätzlich auch auf Rebelmouse, und zwar unter diesem Link.

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