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Christoph Oppermann / Medienblog

Kategorie: Medienblog (Seite 16 von 23)

Deutsche Tageszeitungen am Feiertag?

The Scotsman, 2014-1-1

The Scotsman, 2014-1-1

Neujahrstag 2014: Der Scotsman – sehenswerte Titelseite. The Guardian – mit einer aktuellen iPad-Ausgabe am Start. Für Nachrichten deutscher Medien habe ich ja Flipboard, NewsShare, Newsrack, Tagesschau-App … . Das also ist der Medienwandel.

Mal sehen, wie es am 1. Januar 2015 aussieht.

Ausblick statt Rückschau: Mehr Trennschärfe, mehr Kompetenz, mehr Mut in den Redaktionen

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Keine Sorge, kein zusätzlicher Rückblick. Nur ein paar Wünsche an die Kolleginnen und Kollegen in der Medienbranche zu den Debatten im nächsten Jahr.

Mehr Trennschärfe
Die Zukunft der Tageszeitungen ist nicht erst mit der von Cordt Schnibben angeschobenen Debatte Streitthema in der Branche gewesen, aber „tag2020“ hat ein paar Stärken und Schwächen der Diskussion und der gesamte Branche offensichtlich werden lassen – allein dafür muss man dem SPIEGEL-Kollegen schon dankbar sein: Auffällig ist, dass praktisch kein Kostenverantwortlicher – kein Verleger, kein Geschäftsführer – sich aktiv an der branchenöffentlichen Diskussion beteiligt. Das mag eine Ursache dafür sein, dass dabei gelegentlich die Ebenen durcheinander geraten – Erlösmodelle und die Zukunft des Journalismus. Das sauberer zu trennen, könnte uns einen Schritt voranbringen. Aber auch der Umstand, dass sich Journalisten inzwischen Gedanken darüber machen, ob und wie die von ihnen erarbeiteten Inhalte gegen Entgelt an die Kunden gebracht werden können, lässt sich bereits als Erfolg werten.

Mehr Kompetenz
10 Social Media Marketing Trends in 2014“ ist ein Beitrag im Talkwalker-Blog (Danke für den Link, Lucia Dettmer) überschrieben, dessen Inhalt eigentlich jedem in jeder durchschnittlichen Zeitungsredaktion etwas sagen müsste. Ist aber ganz sicher nicht so, und das ist ein wesentliches Problem unserer Branche und auch in der Debatte um die Zukunft der Tageszeitungen. Dabei geht es hierbei „nur“ im Hintergrundwissen. Auch für den Kunden sichtbares Handwerkszeug ist den meisten noch ziemlich fremd. Zwar haben beispielsweise in diesem Jahr einige – vor allem größere – Redaktionen begonnen, das Tool Storify zu nutzen, tatsächlich ist die Entwicklung aber schon weiter vorangeschritten – der WDR hat dafür mit „Pop auf’m Dorf“ ein schönes Beispiel geliefert. Es geht nicht darum, Äpfel mit Birnen zu vergleichen, sondern darum, was unsere Kunden wie wahrnehmen. Die meisten Redaktionen scheinen den Anschluss wirklich zu verpassen und nicht nur den technischen Abstand aufgegeben zu haben, der sich in analogen Zeiten in unserem Informationsvorsprung von gefühlt einem Tag ausdrückte, sondern auch hinter die technischen Kenntnisse der eigenen Kunden und Nutzer zurückzufallen. Schön schreiben allein wird nicht reichen.

Mehr Mut
Die Branche ist in einer Krise, das Geld kommt nicht aus der Steckdose, Qualitätsjournalismus kostet – wir kennen alle diese langweiligen und langweilenden Phrasen aus allen Lagern unseres Gewerbes. Damit kann man sich auf Wunsch und bei Bedarf jeden noch so hellen Tag verdüstern. Alternative: Die lesenswerte Sammlung guter Ansätze, die Karsten Lohmeyer auf LousyPennies.de veröffentlicht. Mehr von dieser Grundhaltung in unserem Gewerbe wäre nicht schädlich.

Listen müssen sein: Martin Gieslers Journalismus-Trends 2013

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Ohne Listen geht in diesem Gewerbe nicht mehr viel. Danke, Buzzfeed. Die Übersicht von Martin Giesler ist allerdings nicht nur unterhaltsam, sondern auch eine schöne Zusammenfassung. Die Journalismus-Trends 2013 im Überblick. 22 Stück insgesamt. Von Crowdfunding bis „Zee Internet itself“. Fehlt etwas in der Aufzählung? Vielleicht die inbrünstige Lust daran, das eigene Gewerbe kleinzureden. Aber das ist eventuell auch nicht besonders für das Jahr 2013 und bei Medienmenschen ohnehin eher Mantra als Megatrend.

Zeitung, Web, TV: Springers N24-Übernahme folgerichtiger Schritt

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Der Plan von Springer ist um einiges größer, als es die Meldung erwarten ließ, Stefan Aust werde Herausgeber der „Welt“: Mit der Übernahme von N24 will der Konzern Zeitung, Fernsehen und Internet verschmelzen.

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Was der faz-Autor Michael Hanfeld unter der Überschrift „Döpfners Dreiklang“ beschreibt, ist ein wirklich schönes Stück, und zwar in doppelter Hinsicht. Einerseits ist in dem Beitrag die aktuelle Bewegung in den bekanntesten deutschen Medienmarken fein und verständlich mit wenigen Strichen skizziert, andererseits bietet der Inhalt endlich die Antwort auf die Frage, was nach dem Verkauf der Regionalzeitungen kommen sollte. Es hat doch wohl niemand geglaubt, dass Springer nur noch zwei Zeitungstitel herausgeben und ein paar Portale bedienen will. Unter diesen Umständen kann es dem Konzern fast gleichgültig sein, ob die Annahme, dass ein Medium nicht durch ein neues ersetzt wird, irgendwann widerlegt wird. Es bleiben mindestens zwei Standbeine.

Hier der ganze faz.net-Text.

Journalismus: Weder Produkt noch Dienstleistung. Nur Zauberei.

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Der Leser braucht Journalismus nicht, aber er bekommt ihn im Überfluss. Und nur weil es uns viel gekostet hat und wir es für wertvoll erachten, muss es der Leser noch lange nicht als Wert anerkennen. Darum wird auch jede Paywall scheitern, solange sie vor einer austauschbaren Nachrichtenseite sitzt.

Wahrheiten, die keinem Journalisten gefallen werden (und wohl auch keinem Verleger), aber eben Wahrheiten sind. Und nur wenige haben es so klar und präzise formuliert wie Stephan Goldmann auf LousyPennies.de.

Das Abendland ist immer noch nicht untergegangen.

Korrespondent, Buchautor und Denkmal gewordener Raucher: Ralf Sotscheck liest in Stadthagen

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Ralf Sotscheck gehört zu den Unikaten. Allerdings in welcher Branche? Er ist Journalist, Buchautor und Vortragskünstler. Als Korrespondent der taz für Irland und Großbritannien versorgt er Deutschland mit aktuellen Nachrichten und vor allem informativen Hintergrundgeschichten von den beiden Inseln, in Buchform gegossen gibt’s seine zahlreichen Glossen, und immer wieder schreibt er auch ungemein interessante Beiträge, die das Sujet „Reiseführer“ an dessen Grenzen bringen.

Am Mittwoch, 4. Dezember, liest Sotscheck in der „Alten Polizei“ in Stadthagen. Beginn: 20 Uhr. Eintritt: 5 Euro. Billetts gibt’s nur an der Abendkasse. Viel Vergnügen.

Breaking news: Feinkost-Alfred führt Paywall ein

Helle Aufregung in der Lebensmittelbranche und im Einzelhandel: Feinkost-Alfred hat eine Paywall eingeführt. Fortan, heißt es aus der Unternehmenskommunikation des Discounter-Riesen, seien alle Angebote im Sortiment bezahlpflichtig. Feinkost-Alfred begründet diese Bezahlschranke mit der Ausweitung des Angebotes auf hochwertige Produkte, allerdings sollen auch die sogenannten Billigmarken nun nicht mehr gratis erhältlich sein.

In der Branche sowie in der Öffentlichkeit hat die Bezahlschranke für Empörung gesorgt und zum Teil bittere Reaktionen. Ein wehr.dich-Sprecher verurteilte die neue Erlösquelle als unmoralisch. „Jeder hat ein Recht auf Nahrung, das kann nicht vom Einkommen abhängen.“ Er kritisierte darüber hinaus den Zeitpunkt kurz vor dem Weihnachtsgeschäft und den Versuch des Discounters, die Bezahlschranke ohne Ankündigung einzuführen: „Das ist Abzocke durch die buchstäblich kalte Küche.“ Und: „Jetzt werden Menschen sogar im Supermarkt zur Kasse gebeten.“ Der wehr.Dich-Bundesvorstand wolle nun über andere Finanzierungs- und Verteilungsmodelle nachdenken. Denkbar sei beispielsweise, Lebensmitteldiscounter auf Stiftungsbasis zu führen.

Empört gaben sich auch Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland. Für Lebensmittel Geld zu verlangen, sei unmoralisch, überhaupt Geld von jemanden zu verlangen, ohnehin schon fragwürdig. Allerdings mussten Sprecher der Katholischen Bischofskonferenz und der EKD einräumen, dass beide Institutionen selbst nicht nur zusätzliche Einnahmen in namhafter Höhe aus Vermietung, Verpachtung und Dienstleistungsgeschäften zu verzeichnen hätten, sondern auch im „Kerngeschäft“ – nämlich nach den üblichen Sonntagsmatineen – mit Nachdruck Spenden erbäten. „Das sind aber nur lousy pennies“, antwortete ein Kirchensprecher auf die Frage, was die Sonntagskollekte durchschnittlich ergibt, und rechtfertigte die Sammlung mit dem Hinweis „Es arbeitet schließlich niemand für Gottes Lohn.“ Religiös motivierte Kritik an der Bezahlpflicht im Supermarkt kam auch von der Backwahn-Sekte, die sich nun in der Ausübung ihres Glaubens behindert sieht.

In einem schnellen Kurzkommentar rechtfertige Deutschlands größte Boulevard-Zeitung die Paywall des Discount-Riesen mit dem Hinweis, dass in den USA schon längst jeder Bürger für Burger und andere Lebensmittel zahlen müsse. Das hätten die leitenden Mitarbeiter während des Studienaufenthaltes im Silicon Valley anfangs leidvoll erfahren müssen, sich aber später von den Vorteilen dieses Erlösmodells überrascht gezeigt. Auch die britische Tesco-Kette bereite die Bezahlschranke im Stillen schon vor. Die publizistische Alternativ-Avantgarde in Berlin konterte diesen Kommentar mit einer ebenso raschen Umdeutung der Kunst am eigenen Bau an der Rudi-Dutschke-Straße sowie dem Satz: „Das ist uns Latte.“

Bereits jetzt scheint die Bezahlschranke Vorbildcharakter für die gesamte Lebensmittelbranche zu haben. Die im höherpreisigen Segment angesiedelte Ebenda-Kette will sogar individuelle Preise für jeden Kunden ermitteln, wogegen „Prima leben und sterben“ (Plus) eine Flatrate im Abo konzipiert hat. Auch gegen die Ebenda-Pläne gibt es bereits Widerstand, überraschenderweise von der Lehrergewerkschaft GEW. „Individuelle Preise an der Supermarktkasse – das ist Stigmatisierung und kann gerade bei Kindern zu traumatischen Schäden führen“, heißt es in einer Pressenotiz der Pädagogenvereinigung. Über mögliche Streik-Aktionen gegen die Einführung von Lebenshaltungskosten und deren Individualisierung wolle man in der Lehrergewerkschaft unbedingt ein Stück weit diskutieren.

Garcia: „Print ist tot“ und neun andere Mythen

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1. Print is dead.
No such thing at all. Print is finding its way and fine tuning its instrument as part of the media quartet.

„Print ist tot“ beschreibt Mario Garcia als Mythos – und fügt dem noch neun andere hinzu. Vielleicht befördert gerade eine Tageszeitungssozialisation den Ansatz, immer ultimative Lösungen zu suchen und entsprechende Ansätze zu präsentieren. Die aber gibt es offenbar nicht mehr. Lousy pennies statt lebenslangen Abos…

Der komplette Text: New myths in the era of digital quartet

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