Oppermann.co.uk

Christoph Oppermann / Medienblog

Datum: 2013/10/24

„Top-Meldung ohne Plausibilitätstest“

Bildschirmfoto 2013-10-24 um 21.12.39

 

230 Jahre später schaffte es die Geschichte von der blonden kleinen Maria in einer griechischen Roma-Siedlung zur elektrisierenden Top-Meldung – ganz ohne Plausibilitätstest. (taz)

Nach den Plagiatsvorwürfen gegen Frank Steinmeier gibt es hier eine weitere Geschichte, bei der die meisten Redaktionen – zumindest bislang – keine gute Figur gemacht haben.

Freund hört mit

Doch, Herr Kauder. Kann er. Und mutmaßlich wird er es auch.

Lehrer und Schüler: Irrweg Facebook-Verbot

Bildschirmfoto 2013-10-24 um 08.19.20

 

http://kress.de/alle/detail/beitrag/123632-jetzt-auch-in-rheinland-pfalz-lehrer-erhalten-facebook-verbot.html

 

Jetzt also auch Rheinland-Pfalz. Lehrer erhalten Facebook-Verbot. Zumindest im Umgang mit Schülern.

Damit dürfen die Pädagogen weder die Hausaufgaben via Facebook verschicken oder besprechen noch den Schülern Infos zu anstehenden Terminen geben. (kress.de)

Im Ansatz nicht vollkommen verkehrt, aber der Schluss geht in die Irre. Selbstverständlich dürfen Noten, Hausaufgaben oder Termininfos nicht über Facebook kommuniziert werden. Dagegen sprechen nicht nur Datenschutzgründe, es wäre auch nicht in Ordnung, alle Schülern damit zwangsweise zu Facebook-Nutzern zu machen. Für die verbindliche Vermittlung von Informationen gibt es andere Wege. Zur allergrößten Not gibt es ja die Chance zur direkten Ansprache im Klassenzimmer.

Das Ganze dann aber in ein Kontaktverbot auf Facebook zu gießen, ist ein abenteuerlicher Gedanke. Wer will das kontrollieren? Und worauf müsste sich dann die Kontaktsperre zwischen Lehrern und Schülern in der digitalen Welt noch erstrecken? Darf ein Schüler dann dem Blog eines Lehrers nicht mehr folgen oder muss sich ein Lehrer das Abo versagen, obwohl ein ambitionierter Schüler Erarbeitetes auf Storify zusammenträgt? Und wie sieht’s mit Instragram und Tumblr aus und Pinterest und, und, und?

Richtig verwegen aber wird’s an dieser Stelle:

Diese sei schon deshalb nötig, weil der Erziehungs- und Bildungsauftrag der Schulen nicht mit dem Geschäftsmodell von Facebook vereinbar sei – dem Auswerten persönlicher Daten für kommerzielle Zwecke. (kress.de)

Selbstverständlich ist es nicht Aufgabe von Schulen und Lehrern, Mr Zuckerberg das Arbeiten zu erleichtern, aber gelegentliche Realitätsbezüge könnten Schülern nicht schaden – Pädagogen übrigens auch nicht. Kommerzielle Absichten gehören zur Lebenswirklichkeit, und statt ein Verbot auszusprechen und damit den realitätsfernen Schonraum Schule auszubauen, wäre die Einführung des Faches Medienkunde der Ansatz, eventuellen Problemen zu begegnen, die das Aufeinandertreffen von Lehrern und Schülern in sozialen Netzwerken hervorrufen kann.

Im Übrigen ist der angemessene Umgang von Lehrern mit Schülern bereits an vielen Stellen eindeutig definiert. Das auf andere, für den einen oder anderen neue Felder wie soziale Netzwerke zu übertragen, ist das, was Pädagogen selbst Transferleistung nennen.

 

Nachtrag: Mein „Freund“, der Lehrer / sn-online.de

 

© 2024 Oppermann.co.uk

Theme von Anders NorénHoch ↑